sanft

(…) Denn unser Leben wird heute wie nie zuvor geprägt von einer sanften Soziotechnologie, die gesellschaftliche Imperative im Individuum zu verankern sucht. Anders als in den stalinistischen Schauprozessen, als noch harter Zwang dafür vonnöten war, wird dieses Ergebnis nun mit Anreizen, Verlockungen und einschmeichelnden Gesprächen erreicht. Was aber bleibt:
Wir sollen am Ende aktiv bejahen, was das Kollektiv vorschreibt.
Wir sollen joggen und schwitzen, aber das ganze als Spiel betrachten, bei dem man lustvoll gegen sich selber gewinnt,
wir sollen von morgens bis abends arbeiten, aber natürlich freiwillig und mit überbordender Freude, weil der Job ja so herrlich kreativ ist,
wir sollen uns durchleuchten lassen, bis der Staat und die Unternehmen alles über uns wissen, wofür wir dankbar zu sein haben, weil sie uns dann umso besser beschützen können…(…)

Maximilian Probst
aus: ZEIT, 9. Mai 2015
zum Thema „Lernentwicklungsgespräche“

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