Frau

Ach, geh doch weg,
ich mag mich mit Deinen gender-fembasierten Meinungen
gar nicht auseinandersetzen,
weil Du
anderen vorwirfst,
in engen Kategorien zu denken,
es aber selber tust,
Deine Kategorien nur anders benennst.
Nein,
ich mag das nicht hören,
nicht lesen,
nicht kommentieren,
nicht diskutieren.
Ich möchte bitte einfach Mensch sein
und mich in keine Opferrolle quälen,
um micht politisch-korrekt fühlen zu dürfen.
Danke, nein.

Frau

gefundenes Statement:

Ich bin 37. Ich habe zwei Kinder, 5 und 7. Ich habe einen anstrengenden Job. Es wird viel von mir verlangt. Ich habe eine Menge Stress und muss mich dauernd über irgendetwas aufregen.

Hmmmm. Realität in westlichen Gesellschaften? Typisch Mensch? Typisch Frau heutzutage? Typische Selbstdefinition? Seltsamer Stolz inklusive Erwartung von Bewunderung durch die Hervorhebung von „anstrengendem Job“ und „Kindern“ (der das total tolle Klarkommen sowohl in Strukturen als auch Lebensträumen impliziert?)? Erstrebenswert? Zu normal, um in Frage gestellt zu werden?

Warum frag ich?
Ich glaube, zwischen den Buchstaben liegt für mich so eine Haltung, die ich bitte nicht haben möchte. (Aber befürchte?)

Einfluss

Wenn ich mich ganz auf mein Gefühl verlasse,
wenn ich mich von meinem körperlichen Befinden beeinflussen lasse,
wenn ich mir Pause gönne und Ruhe, obwohl ich vielleicht noch nicht völlig am Ende bin,
wenn ich mich einmal im Monat psychisch aus der Bahn werfen lasse,
wenn ich mich ganz meinem Zyklus hingebe in seinem Reichtum an Emotionen, Schmerzen, Glücksgefühlen und Energien,
wenn ich mich ausbremsen lasse von Mitmenschen,
wenn ich Termine absage, weil ich einfach keine Lust habe,
wenn ich esse, weil ich Geschmacksentfaltung erleben will, ohne dass ich Hunger gehabt habe,
wenn ich mir Tage erlaube, an denen ich keine Lust habe, mit Fremden zu reden,
wenn ich einfach die Tür schließe und mir Zeit für mich nehme

– bin ich dann Selbst- oder Fremdbestimmt?

Anmerkung:
Reaktion auf den Satz: „Ich lass mich doch nicht von meinen Hormonen fremdbestimmen.“

das Spiel

Die Haare hochgesteckt, ein unschuldiger Blick, ein wenig zu viel Schminke auf rosigen Wangen und unschuldigen Lippen, hohe Schuhe, der Gang leicht stelzend, ein zu kurzer Rock und ein zu tiefer Ausschnitt. Sie fühlt die Blicke, will sich weiblich fühlen, fühlt sich unsicher. Er gibt ihr ein Bier. Sie trinkt es aus der Flasche. Sie trinkt es, obwohl es ihr nicht schmeckt. Sie trinkt noch eins. Und noch eins. Er fragt, ob sie tanzen will. Sie ist stolz, dass er sie bemerkt hat. Er wirkt männlich. Er wirkt erfahren. Sie tanzt und spürt seine Hände. Seine Nähe genießt sie, aber er ist zu aufdringlich und sie kann die Grenze nicht ziehen. Er zieht sie zu sich. Sie schmiegt sich an, obwohl sie sich wegdrehen will. Ihr erster Kuss schmeckt nach Rauch und Bier und sie wird sich später nicht an den erinnern können, der ihn ihr gab. Ihr Kopf wird schwer vom Bier. Sie sehnt sich nach ihrem Bett, nach Schlaf und nach ihrer Decke. Er fasst ihr an die Brust. Sie lässt es zu. Weil sie ihn nicht kränken will. Er fasst ihr unter den figurumspielenden Pullover. Sie lässt es zu. Weil sie sich noch einmal an ihn schmiegen will. Sie denkt, das sei der Preis für Nähe. Er macht die Regeln, weil sie das Spiel noch nicht kennt.