Neid

Und was mache ich mit dem Neid,
der bestimmt kommt,
wenn sie sich in denselben Gefielden behaupten wird wie ich?
Was mach ich denn mit dem Neid,
den ich fühle,
obwohl alles, was ich gegeben habe
und was angenommen worden ist,
mein Vermächtnis an sie ist?
Vielleicht lebe ich immer ein bisschen
in ihr weiter,
vielleicht krönt sie mich
und macht aus meinen Werken
Lebenswerke.
Was, wenn ich das nicht würdigen,
nicht anerkennen kann?
Was, wenn ich fies reagiere –
nicht einmal, weil ich verletzen will,
einfach, weil ich verletzt bin?
Wie finde ich Selbstlosigkeit,
wie Unvergleichlichkeit,
Wenn sie mir doch so nah ist,
so nah wie niemand sonst?
Stolz will ich fühlen!,
Ruhm, Einheit, Vollendung!
Nicht Neid.
Aber ach, wie schwer ist das doch,
wenn sie doch der einzige Mensch ist,
mit dem ich mich vergleichen kann!

Fehldeutung

„Du bist schon was Besonderes“,
sagte der Fuchs neidvoll zur Schlange,
„so ohne Fell.“
Geschmeichelt erhob sich die Schlange
und ergänzte:
„Wenn es regnet
perlt jeder Tropfen an meiner glatten Haut ab.
Aber Du schleppst das Wasser im Fell
und lässt Dich beschweren.“
„Unvergleichlich“,
erwiderte der Fuchs,
„und ich erkenne“,
sagte der Fuchs froh,
„dass Deine Besonderheit
sich von meiner letztlich doch nicht unterscheidet.
Im ersten Augenblick hatte ich
Besonderheit mit Verschiedenheit verwechselt.“

zerfressen

Und dann denkst du wieder, alle anderen hätten es besser als du, hätten mehr von all dem, was du dir wünschst oder eine bessere Ausgangsposition, und sie seien so viel beliebter, und all das spornt dich dann wider erwarten zu Höchstleistungen an und weckt deinen Ehrgeiz. Und Du bist freundlich und charmant, strebst nach Beliebtheit, nach Anerkennung und Aufsehen.
Und dann bist du irgendwann da und schaust zurück, wieder Neid im Herzen, und findest doch objektiv nichts, was du nicht hast.