westliche Zukunftsängste

Ich glaube, sie gehört irgendwie zum Leben,
diese Angst vor der Zukunft. Immer.
Zu allen Zeiten.
Weil sie ungewiss ist und weil sie mit Menschen zu tun hat.
Nur heute, heute ist sie ungreifbarer geworden,
diese Angst vor der Zukunft.
Sie ist da, aber nicht konkret.
Es ist nicht die Angst vor Krieg oder Völkern
oder um Glauben und Leben,
sondern mehr um Privatsphäre.
Obwohl man sich ja gar nicht vorstellen kann,
was mit all den gesammelten Daten passieren soll
und was die Konsequenz sein kann oder wird.
Trotzdem ist da eine diffuse Angst. Überall.

Transparenz

Alle reden von Anonymität und Schutz der Privatsphäre. Ich kann mich noch so gut mit allen Mitteln schützen: Manchmal habe ich Lust, mich zu offenbaren, sehne mich nach Echtheit, nach Spuren, nach dem Ablegen aller Masken und dem Ende der partiellen Existenz. Manchmal sehne ich mich einem Erkanntwerden. Gänzlich und völlig und bis auf den Grund. Und danach, als ganzer Mensch, der ich bin, angenommen zu werden. Weil ich ganz bin. Weil ich echt bin.

Hausverbot

Ich mag nicht mit Dir reden.
Erst hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil es ja scheint, als würdest Du gerne mit mir kommunizieren und als würden Dir im Gespräch mit mir – für mich unnachvollziehbare, für Dich relevante – Erkenntnisse kommen. Was mich für Dich freut.
Außerdem wollte ich nicht kritikunfähig erscheinen.
Aber wir sprechen nicht dieselbe Sprache.

Du verstehst mich nicht. Verstehst nicht, was ich lebe, was ich will. Und Du willst das auch nicht verstehen, glaube ich. Du kannst nicht nachvollziehen, vielleicht nicht einmal akzeptieren, dass ich glücklich bin. Womöglich widerspricht das Deinem Weltbild und Deiner Lebenserfahrung.
Wir haben keine Basis für Diskussionen.

Ich mag Deine Interpretationen und Analysen zu mir nicht hören, weil Dein Ansatz vollkommen daneben liegt und Du mich zu jemandem machst, den ich nicht kenne. Ich mag mich nicht damit auseinandersetzen, dass Du meinst, ich würde mich falsch wahrnehmen und dürfte so nicht fühlen, empfinden und sein wie ich bin.
Ich bin gerne ich.
Und ich muss Dir das nicht begründen.

Ich mag nicht mit Dir reden.
Und darum laß ich es jetzt auch einfach.

Man muss sich nicht von jedem durch sein Wohnzimmer spazieren lassen – selbst dann nicht, wenn es im Prinzip offen steht.