unerfüllt

Das ist die Sehnsucht,
die nichts kostet,
weil sie selbstgemacht ist,
weil sie sich aus kreisenden Erinnerungen speist.
Das ist die Sehnsucht,
die niemals erfüllt werden darf,
weil sie dann stirbt.
Das ist die Sehnsucht,
die idealisiert, was man nicht haben kann,
die träumen lässt, was es nicht gibt,
die nur liebt, wenn sie unerfüllt bleibt.

Suchten

Meine Fingerkuppen der linken Hand sind aufgesprungen und wund vom Zupfen der Gitarrensaiten.
Alle Finger!
Hab sie wiederentdeckt, diese Gitarre.
Lange Jahre stand sie nur da und ich sah sie gar nicht mehr.
Hat mir nie so richtig viel bedeutet nach dem ersten Rausch der ersten Jahre.
Und jetzt? Liebe!
Wenn schon, dann richtig,
Wenn schon, dann mit Leidenschaft. Leiden gehört dazu.
Zu allem, mit dem man nicht aufhören kann.
Grenzen hab ich längst gefunden und zupfe mich an ihren Rändern entlang.
Freiheit durch Enge.
Entfaltung durch Rausch.
Schmerz fühl ich eh immer nur danach – nie dabei.
Und auch danach kann ich nicht aufhören, weil das Verlangen stärker ist als der Schmerz.
Weiß nicht, woher das kommt,
dieses Suchten immer wieder
in sämtlichen Lebensbereichen.
Dieses phasenweise Nichtaufhörenkönnen.
Kein Maß, nur Übermaß. Mit Glückseligkeit.

Verantwortung

Oh bitte, versprich mir nicht zu viel.
Bitte mach nicht, dass ich dir nicht mehr glauben kann.

Bitte versprich mir nichts im Rausch der Gefühle,
sprich nicht von Zukunft,
sprich nicht von irgendwann.
Sprich von jetzt.
Und von Wünschen vielleicht.
Aber sag nie:
‚Ich werde immer auf dich warten.‘
Sag nie:
‚Ich werde dich immer lieben.‘
Sag nie:
‚Ich werde immer…‘
Sag:
‚Ich will…‘

Irgendwann ist der beste Rausch vorbei.
Irgendwann berühren die Füße wieder den Boden der Realität.
Und in dieser ist so viel mehr möglich,
in dieser verjähren Gefühle,
verändern sich Menschen und Umstände,
dreht sich die Welt weiter.
Und du weißt nicht, was hinter der nächsten Ecke wartet.
Wir können nur wollen,
können versuchen,
können Prioritäten setzen,
aber wir können für nichts garantieren.

Inbrunst

Schwüre der Jugend,
Versprechen auf Ewigkeit,
Hoffnungen, Sehnsüchte,
ausgesprochene Garantien,
die dem Leben mit seinen Veränderungen
nicht standhalten.

Was schwört man in säuselnder Erregung,
was verspricht man aus augenblicklichem Gefühl,
worauf setzt man in blinder Liebe?

Was bleibt nach dem Rausch zwischen den Worten?
Wenn es nichts ist, bleiben nur haltlose Worte,
an die man sich klammert,
weil das Gefühl zu stark schien für nichts.

Metapher

Und dann tanzen sie wieder. Tanzen herum. Haben alle denselben Mittelpunkt. Sind angezogen von Aura und Licht. Schwirren und surren und hin und wieder verbrennt eine sich ihre Flügel. Die anderen, wie im Rausch, kreisen weiter, übersehen vor Begeisterung die Gefahr, übersehen die Verletzten und die Sterbenden, können nichts anderes denken und sehen. Ihr Tanz ist ein irres Rotieren – ohne Sinn, ohne Verstand. Erst war es Neugierde, dann Reiz, nun Ekstase. Ausgeblendet ist alles. Es gilt nur das Licht, einzig das Licht. Glühendes Mitläufertum euphorischer Opportunisten. Sie stacheln sich auf, schwenken ihre Körper über der Glühbirne, manch einer fällt und verglüht in der Hitze des Lichtes. Begeisterungstaumel, Delirium.

Mit einem Klick lösche ich das Licht. Vorbei alle Überschwänglichkeit. Verschämt schnarren und brummen und summen sie, verwirrt suchen sie sich und einander, verstört suchen sie Halt. Sie wispern fragend, was geschehen sei. Fassungslos und ungläubig schweben sie nach und nach aus dem Fenster, hinaus in die Nacht. Schamesröte ziert kleine Köpfe. Schweigen, nur Schweigen kann vielleicht alles ungeschehen machen…