Wie wir Freunde wurden

Selten kann man sagen, woran es lag, dass man einander näher kam, in einen Gleichklang geriet und füreinander an Bedeutung gewann. Ich hatte nichts im Sinn als wir uns das erste Mal begegneten und redeten. Ich sah Dir nicht hinter die Fassade, sah in Dir lediglich eine Leinwand für meine Selbstdarstellung. Ich wollte nicht viel von Dir. Nur einen Lebensmoment, nur Deinen Blick auf mich fokussiert für eine kleine Weile.
Irgendwann begannst Du von Musik zu reden, die Dich berührt.
Irgendwann sprachst Du von Deinen Exfreundinnen.
Irgendwann von Deiner Familie.
Irgendwann fragte ich Dich nach den Narben auf Deiner Hand.
Irgendwann empfahlst Du mir Literatur.
Irgendwann durfte ich von Dir lesen.
Irgendwann Deine Handschrift sehen.
Und dann schenkte ich Dir einen Textmarker in kanariengelb und Du wusstest das zu würdigen, weil Du um ihre Besonderheit weißt; die meisten sind neongelb und kalt.
Durch all Deine Worte und all unsere Worte, die oberflächlichen wie die intimen, wurden wir zu Menschen.
Ich mag Dich. In meinem Leben. Bleib doch ein wenig länger als eine kleine Weile.