zielstrebig ziellos

Die Gier nach Ruhm und Liebe
ist die Gier nach Akzeptanz.
Gesehen werden, bemerkt werden,
unvergessen sein und werden.
Nicht mit allen Mitteln,
aber um jeden Preis.
Maßlose Vernunft ist
maßlose Unvernunft.
Du drehst Dich um andere,
um Dich, in Dich hinein.
Verausgabung, dann Langeweile.
Der Himmel über Dir ist unendlich
und Deine Sehnsucht ist es auch.

Antineutralität

dass du dich eigentlich für nichts interessierst
dass du nicht richtig zuhörst und erstmal alles minderwertiger findest als dich

und dann kannst du natürlich nicht darauf eingehen
kannst nicht einmal mehr toll finden, selbst wenn du es gerne würdest

seltsamerweise sagst du trotzdem viel zu selten dumme, abwertende sachen
aber dass du sie denkst, das machts ja eigentlich nicht besser

und irgendwann fällt dir doch wieder ein wort ein
oder irgendetwas, was jemand gesagt hat,
irgendetwas, was du so dumm und unreflektiert gefunden hattest

und plötzlich gibt es dir etwas
ach, warum nur konntest du es nicht gleich einfach neutral in dir bewahren?

sich zeigen

Verletzlichkeit zu wagen, das bedeutet, zuerst „ich liebe dich“ zu sagen, ohne Garantie, dass der andere genauso fühlt. Es bedeutet, mutig den ersten Schritt zu gehen, ohne zu wissen, was dabei herauskommt. Auch Kreativität verlangt diese Art von Mut, denn was macht uns verletzlicher als ein Schaffensprozess?

Caroline Buijs

bessere Basis

Werden wir immer mit der Aufarbeitung unserer eigenen Vergangenheit beschäftigt sein? Ich finde immer wieder Reaktionen aus mir, in denen ich kindheitliche Prägung finden kann. Nicht ausschließlich, aber auch. Lange, sehr lange nehme ich sie als Persönlichkeitseigenschaften wahr und hin. Irgendwann hinterfrage ich sie (vielleicht). Meistens, weil sie mir nicht gefallen, weil ich sie eigentlich so nicht haben will und nicht finde, dass sie zu mir und meinem Persönlichkeitsbild passen. So bin ich zum Beispiel weltoffen und ein positiv empfindender Mensch, reagiere aber auf menschliche Eigenarten stets erst einmal ablehnend. Das mag menschlich sein, aber es müsste nicht sein. Ich bewundere Menschen, die Menschen als solche wahrnehmen können. Deren erste Reaktion neutral und nicht ablehnend ist. Relativieren wird es sich eh, wenn man sich besser kennenlernt. Und ich relativiere zwar schnell, aber habe einen viel weiteren Weg zum positiven Gefühl als jemand, der vom neutralen Punkt ausgehen kann. Klar ist es eine Art Selbstschutz. Aber nicht nur. Es ist auch Prägung. (Entweder aus Mangel an Alternativen übernommen oder als Alternative herausgebildet.) Ich habe für mich den Ursprung gefunden. Und ich will es verändern. Es ist schwierig, sich bewusst zu verändern, Einfluss nehmen zu wollen auf geschliffene Sekundenbruchteile erster Eindrücke. Aber ich halte es nicht für unmöglich. Geliebtes Bewußtsein!

glauben

Wie kann man glauben,
fest an etwas glauben,
das überhaupt keinen Sinn ergibt?
Wie kann man sein Hoffen
sein ganzes Hoffen,
in diesen Glauben betten?
Wie kann man sagen,
laut allen sagen,
was man zukünftig erwartet?

Ausgesprochene Worte fordern Argumente,
fordern Begründungen,
fordern Erklärungen.
Glaube fordert nichts davon.
Spreche ich, spricht mein Kopf mir den Glauben ab.
Darum kann ich nur leise glauben.
Nur Zweifeln kann ich laut.

untrennbar

Die Emotionen leben nebeneinander
ohne einander zwangsläufig zu bedingen.
Während ich in einer Sache traurig bin,
durchflutet mich in einer anderen euphorische Energie.
Während ich mich einerseits niedergeschlagen fühle,
genieße ich andererseits die Schönheit in allem.
Manchmal wundere ich mich
und manchmal bin ich erschrocken darüber
und finde das Mischverhältnis in mir unangemessen.

Still-stand

Es ist zu leise, es ist zu still.
Ich kann mich nicht konzentrieren.
Ich kann meine Gedanken hören,
die mich ungeordnet durchfließen,
abrupt endende Gedankenstränge,
die nahtlos ineinander übergehen
und ohne Beginn und ohne Ziel sind.
Ich will etwas schaffen, produktiv sein und kreativ.
Habe mich von jeder Ablenkung abgeschottet.
Suchte meine Nähe, meinen Rhythmus,
absolute Stressreduzierung.
Es ist zu still um mich.
Rasenmäher und Blätterrauschen und Schritte auf dem Gehsteig.
Und Musik im Hintergrund oder ein Film.
Ein Film ist mir lieber.
Mir fehlen Menschen.
Ich finde die Nähe zu mir nicht in der Einsamkeit, nicht in der Kompromisslosigkeit, nicht in der Selbstzentrierung und Einigelung.
Ich dachte, es wäre die Stille, die fehlt.

Enthaltsamkeit

Wie lange kann man sich verzehren, sich verbieten, sich verschließen, wie viel Zeit braucht es, bis hervorbricht, wonach man sich sehnt?
Wie lange reicht die Kraft des Widerstands, wie viel Last kann man stemmen?
Wie tief fällt man, wenn man sich nachgibt, wenn man loslässt, wenn man ihn aufgibt, diesen Kraftakt gegen sich selbst?
Ist es vielleicht eh nur ein Spiel gegen die Zeit, verschwendete Stärke, verschwendete Kraft, Energieverlust ohne Ziel und Belohnung?

wesentlich

Schau, es wird Herbst und die Blätter werden bunt. Wir wissen, dass alles sich verändert, wir sehen es ständig um uns und an die Jahreszeiten haben wir uns sogar längst gewöhnt. Trotzdem macht manche Veränderung Angst. Manche Veränderung will ich nicht. Schlimmer aber ist, dass ich sie mir nicht einmal vorstellen kann! Ich kann sie nur in Gedanken durchspielen und mir wünschen, dass ich souverän klarkäme, dass es mich als ICH einfach noch gäbe, wenn… alles um mich sich veränderte.

falsche Erwartung

Ich tauche ab in Deine Tiefen.
Und bin verzaubert.
Verzaubert von all den Eigenschaften in Dir,
die Du sonst nicht nach außen trägst.
Ich wusste nicht, dass Du so kalt sein kannst,
wusste nicht, dass Dich kaum ein Schmerz berührt.
Ich wusste nicht, dass Du so unberechenbar bist,
so berechnend verspielt.
Nach außen bist Du so süß,
mitleidsvoll und sanft,
scheinst verletzlich, so dass man Dich lieben will.
Und dann lässt Du mich in Deinen Folterkeller
scharfsinniger Instrumente.
Du spielst mit mir.
Dein lähmendes Gift ist Deine Süße.